Bärenfang

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Zur Geschichte des Bärenfangs

Im Jahre 1816 wollte der Unterförster Schöntag aus Zell sein Haus umbauen. Da stachen ihm die glatt behauenen Granitquader ins Auge, aus denen der Bärenfang am Waldstein erbaut ist. Da dessen Dach ohnehin ruinös war, beschloss er kurzerhand, das Bauwerk abzureißen und die Steine für seine Zwecke zu verwenden.

Der Sparnecker Oberförster Otto konnte dieses Vorhaben gerade noch verhindern. Er schrieb an das Forstamt Selb: ,,Es ist äußerst schändlich und unvernünftig von einem königlichen Staatsdiener gehandelt, wenn dieser ein sehr seltenes, vielleicht in unserm ganzen Königreich sich nicht wieder vorfindendes Alterthum nicht zu würdigen weiß, und sich gar erdreistet, bey dem königlichen Rentamt Münchberg um die käufliche Überlassung desselben und die Erlaubnis nachzusuchen, solches zu demoliren.''

Der Oberförster wäre sogar bereit gewesen, bei einer öffentlichen Versteigerung ,,allzeit fünf Gulden mehr zu bieten als die andern und sie aus eigener Tasche zu bezahlen, um dieses Alterthum an Ort und Stelle stehen lassen zu dürfen''.

Dieser löblichen Gesinnung ist es zu verdanken, dass der Bärenfang am Waldstein noch heute erhalten ist. Die historische Bärenfalle ist ein Jagddenkmal von europäischem Rang und vermutlich das einzige seiner Art weltweit.

Die Einrichtung wurde erstmals in einer Rechnung des markgräflichen Kastenamtes Münchberg vom 3. April 1656 erwähnt. Darin werden „vier Futtermees Hafer für acht Fronpferde“ abgerechnet, welche zum Transport des im Bärenfang am Waldstein gefangenen Bären nach Gefrees benötigt wurden. Von dort wurde das Raubtier weiter nach Bayreuth geschafft, wo die Markgrafen im Tiergarten die beliebte Bärenhatz durchführten.

Als Folge des Dreißigjährigen Krieges hatten sich die Raubtiere in unseren Wäldern rasant vermehrt. Die Markgrafen setzten sogar Prämien auf deren Abschuss aus, allen voran Bär und Wolf.

Der Bärenfang war etwa 100 Jahre in Betrieb. Wir lesen darüber immer wieder in den Rechnungen des markgräflichen Amtes Stockenroth sowie der Forstverwaltung. Sicher belegt sind mindestens 22 gefangene Bären. Im Jahre 1707 wurden sogar zwei Bären gleichzeitig gefangen. Das letzte Raubtier ging im Jahre 1760 in die Falle.

Der letzte Bär des Fichtelgebirges lebte übrigens bis 1769 in unseren Wäldern, „ein ziemlich zahmes Tier, das den Holzfällern aus der Hand fraß, den Förster von Vordorf jedoch als seinen Todfeind betrachtete und von letzterem auch in Notwehr erschossen wurde“, wie es heißt.

Als um 1780 erneut verdächtige Spuren entdeckt wurden, besserte man den Bärenfang nochmals aus. Angeblich fing man aber lediglich zwei Kapuzinermönche, die sich bei ihrer Wanderung über den Waldstein vor dem Regen schützen wollten.


Die Falle schnappt zu

Doch wie funktionierte die Bärenfalle? Der genaue Aufbau des Auslösemechanismus ist nicht geklärt. Aus zahlreichen Spuren am Gebäude ist jedoch eine zumindest plausible Rekonstruktion möglich.

Zum Heben der mit Eisen beschlagenen Falltore, die ganz sicher einige Zentner gewogen haben, war an der nördlichen Außenwand eine Seilwinde angebracht, die es einem einzelnen Mann erlaubte, die Falle scharf zu machen. Drei heute noch sichtbare Bohrlöcher in Arbeitshöhe deuten auf deren Befestigung hin.


Die Auslösung erfolgte dann mittels eines Drahtes oder Seiles, das in den Innenraum des Bauwerks führte und an dem der Köder hing. Zerrte der Bär daran, entriegelte er den Sperrhebel der Seilwinde und die Falltore donnerten herunter.

Der Köder bestand aus Aas, das vermutlich in einem Sack steckte. Es musste vom "Schinder", der auch „Luderführer“ oder "Wasenmeister" genannt wurde, herangeschafft werden. Dieser wohnte seit 1687 in Reinersreuth, direkt am Fuße des Waldsteins. Dorthin wurde das gesamte verendete Vieh des Oberamtes Stockenroth-Münchberg-Hallerstein gebracht und im nahen „Saugarten“ verscharrt. Der Mann hatte nachweislich die Aufgabe, den Bärenfang sowie die Hunde der herrschaftlichen Schäferei am Grohenbühl mit Aas zu versorgen.

Ganz abwegig erscheint dagegen die Verwendung von Honig als Köder, wie gelegentlich vermutet wurde. Der in den Steinboden gehauene Trog im Inneren des Bärenfangs war sicher mit Wasser gefüllt, damit ein gefangener Bär einige Zeit überleben konnte.

Durch eine Öffnung an der Südwand des Gebäudes wurde der Bär schließlich in einen davor gestellten Käfig getrieben und lebend abtransportiert.

Diese Öffnung an der Südseite war zunächst mit einem Deckel von innen verschlossen. Nach der festen Verankerung eines eisernen Käfigs an der glatten Außenseite konnte der Deckel von außen aufgestoßen werden. Der Bär kam heraus und landete im Zwinger. Damit wurde er transportiert.

Der Bärenfang besaß übrigens von Anfang an ein Dach, das 1695 erstmals erneuert werden musste. Als 2006 der Sturm einen großen Baum auf das Dach warf und dieses zerstörte, wurde es letztmals ersetzt. Im folgenden Jahr stiftete die "Historische Runde Sparneck" einen Gedenkstein, der die Umrisse eines Bären zeigt. Er wurde aus einer einheimischen Granitplatte geschnitten. Positiv und Negativ setzte man in einiger Entfernung vor das Jagddenkmal. Damit wird der Eindruck erweckt, als ob sich der Bär soeben aus dem Stein gelöst hätte und sich dem Bärenfang nähert.

Autor: Prof. Dr. Reinhardt Schmalz: Felsenbühne u. Heimatforscher

Quellen:
Dietel, Karl, "Der Große Waldstein im Fichtelgebirge". Schriftenreihe des Fichtelgebirgsvereins, Heft 1, 1987.

Mayer, Karl Heinz, "Der Bärenfang auf dem Großen Waldstein". Bayer. Landesamt für Wald- und Forstwirtschaft, LFW aktuell Nr. 79, 2010.

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